Entdeckungen

statement ohne stempel

Claire Common macht inklusive Mode. Für alle. Ihre Hosen, Hoodies, Kleider und Shirts tragen Menschen mit und ohne Handicap. Als Inklusionstrainerin hilft die Mannheimerin, Berührungsängste abzubauen.

Text: Tanja Capuana-Parisi
Foto: Anna Logue

Wer in eine schicke Hose oder ein schönes Top schlüpft, möchte in der Regel nicht einfach nur etwas anziehen, um nicht zu frieren. Die Lieblingskleidung ist auch Ausdruck von Persönlichkeit oder Stimmung. Claire Common kennt sich mit dem Facettenreichtum von Mode aus. Im Januar 2022 hat die 28-Jährige mit französischen Wurzeln ihr eigenes Label gegründet, das ihren Namen trägt. „Claire Common“, das klingt nach glamourösem Style aus Paris und Haute Couture. Doch zum einen stammt die junge Frau aus Mannheim, wo sie sich wohlfühlt. Zum anderem ist Mode für die ausgebildete Designerin mehr als nur ein Mittel, um Stilbewusstsein zu demonstrieren. „Ich definiere mich als sozialpolitische Modedesignerin“, sagt sie. „Das bedeutet, dass ich Mode nutze, um über soziale und politische Themen aufzuklären. Mein Ziel war, als ich gegründet habe, regelmäßig neue Themen zu nehmen, die unsichtbar sind oder an die man sich nicht herantraut, weil sie nicht gerade die Einfachsten sind.“ Dann stellt sie fest, dass der Bedarf an inklusiver Mode hoch und vielseitig ist, so dass sie sich derzeit ausschließlich darum kümmert. Inspiriert wurde sie durch einen Zeitungsartikel über Menschen, die ein Bein verloren hatten. Durch einen Fußballtrainer, der eine Mannschaft gründete, fassten sie wieder neuen Lebensmut. „Beim Lesen ist mir bewusst geworden, dass es einen Bereich gibt, mit dem ich mich selbst noch nie befasst habe“, sagt die Modedesignerin, die nach ihrem Abschluss an der Hochschule in Pforzheim Anfang 2019 zunächst Brautkleider designt, näht und verkauft, ehe sie sich selbstständig macht.

Mode, die nicht ausgrenzt

Für Politik und Migrationsgeschichte hatte sie sich schon immer interessiert, weshalb sie zunächst Politik und Geschichte in Mannheim studierte. „Das erste Studium habe ich aber nie beendet“, sagt sie und lacht. Sie fand es zu trocken und theoretisch. Für Geflüchtete hatte sie sich schon vorher eingesetzt. „Aber an das Thema Behinderung habe ich mich nie herangetraut“, gesteht sie. „Ich habe immer gedacht, ich habe selbst keine Behinderung, ich weiß ja gar nicht, worüber ich rede.“ Sie beschließt, Berührungsängste gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen abzubauen. Und zwar ihre eigenen und die von anderen. Claire Common arbeitet sich in das Thema ein, um „mich für Leute einzusetzen, die in der Gesellschaft häufig unsichtbar sind“. …

Foto: Anna Logue

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