Unterwegs
trekking
Ich hätte doch besser die App herunterladen sollen. Aber nein ... Man(n) kennt sich ja aus. So also folgten wir vom Parkplatz aus erstmal brav dem nächstbesten ansteigenden Wanderweg. Dessen Farbmarkierungen an den Bäumen beachteten wir ebenfalls eher sporadisch. Frei nach dem Motto: Bergauf kann ja nicht falsch sein, wenn man seinen Trekkingplatz irgendwo unweit des Kalmithauses wähnt.
Text: Jan ZellerDas Kalmithaus, auch Ludwigshafener Hütte genannt, nahe Maikammer ist Schutzhütte und Gastronomie zugleich, und bietet an klaren, schönen Tagen einen ziemlich spektakulären Blick in die weite Rheinebene. Elmar, dessen 80l-Tornister dank professioneller Camping- und Kameraausrüstung im Vergleich zu meinem Low-Budget-Wanderrucksack mal locker das Doppelte auf die Waage bringt, verlässt sich dennoch erstmal höflich auf meinen Orientierungssinn. Obgleich auch er bereits im nahen Felsenmeer schon bouldern war und nach einer Stunde vorsichtig anmerkt, ihm sei dort noch nie ein Trekkingplatz aufgefallen. Die Kalmit, sie reckt sich immerhin stolze 672,6 Meter am Rande des Biosphärenreservats Naturpark Pfälzerwald gen Himmel.
Das sichert ihr in Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet Platz 1 und den veritablen achten Rang im Berge-Ranking des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Uns Untrainierten würde sie, das war schnell abzusehen auf der Suche nach unserem Nachtlager, einen dezenten Muskelkater am übernächsten Tag sichern. Aber selbst darum ging es ja irgendwie, als wir auf der Buchungsseite von Trekking-Pfalz.de unser Häkchen hinter der letzten freien von vier möglichen Übernachtungsparzellen auf Trekkingplatz 7 setzten: raus aus der Stadt ohne große Vorbereitungen und Planungen. Erkunden, was es vor der eigenen Haustüre noch so gibt. Nicht alles akribisch durchtakten, stattdessen spontan ab in den Wald und für einen halben Tag und eine ganze Nacht einfach abtauchen. Trekking an der Südlichen Weinstraße, also die Option, Wanderungen mit erlaubten Übernachtungen unter freiem Himmel im eigenen Zelt, Biwak, Tarp oder der mitgebrachten Hängematte zu verknüpfen, gibt es seit 2009. Vier Jahre später wurde das Angebot nochmal auf insgesamt 15 Stationen im Pfälzerwald ausgeweitet. Tourenvorschläge, ausführliche Beschreibungen zu den jeweiligen Plätzen, die Benutzer- und Hygieneordnung, Hinweise zu naturschonendem Verhalten oder dem Vorhandensein von Quellen vor Ort – alles lässt sich auf der Homepage gut einsehbar finden. So kann theoretisch, wer ausreichend fit und gemacht für die Herausforderung und Abgeschiedenheit des Waldes ist, für mehrere Wochen zwischen der Burgruine Guttenberg im Süden und den Ausläufern des Donnersbergmassivs im Norden munter umherwandern. Bleiben darf man auf jedem Platz immer nur für eine Nacht, die früheste Ankunftszeit beträgt 13 Uhr, spätestens bis 11 Uhr am Folgetag sollte man dann seine Zelte wieder abbrechen.